Die Aufnahme – Aufnahmetechnik

Für eine gelungene fotografische Umsetzung in der Infrarotfotografie, muß man ein paar Punkte beachten. Die Anzahl der Besonderheiten hängt stark von der verfügbaren Ausrüstung ab. Ich werde die verschiedenen technischen Lösungen auflisten. Starten werde ich mit der komfortablesten Variante. Enden werde ich mit der aufwändigsten Lösung.

Für Infrarotfotografie geeignete Objektive

Objektive werden für die sichtbaren Lichtwellen konstruiert und korrigiert. Die höheren infraroten Lichtwellen werden in der Berechnung und Korrektur von Objektiven nicht berücksichtigt. Dennoch eignen sich einige Objektive auch gut bis sehr gut für die Infrarotfotografie.

Der schwerwiegenste optische Fehler ist ein Hotspot. Dieser zeigt sich als heller Fleck in der Bildmitte. Kein Effekt, den man so haben möchte. Auch per Bildbearbeitung ist die Beseitigung nur schwer bis kaum möglich. Andere optische Fehler können Unschärfen in Teilbereichen, chromatische Aberrationen und der Lichtbrechung sein. Kaum ein Objektivhersteller macht dazu Angaben. Oft muß man das selber austesten. Über einige Objektive findet man hier weiterführende Informationen. Wenn ihr dort keine Informationen zu einem bestimmten Objektiv findet, bleibt nur noch selber testen. Für den Einstieg sind dort viele gängige Objektive aufgelistet. Darüber hinaus gibt es in fast jedem Forum der Kamerahersteller Informationen über die Infrarottauglichkeit von Kameras und Objektiven.

Über Zoom-Objektive habe ich bisher sehr widersprüchliche Informationen gefunden. Ein Buchautor empfiehlt lichtschwache Zooms, da er damit sehr gute Erfahrungen gemacht hat. Ein anderer Buchautor rät von Zoom-Objektiven ab, da die aufwändigere optische Konstruktion auch meist optische Fehler verstärken kann. Zudem können Bauteile im inneren des Objektives infrarote Lichtwellen stören oder verändern. Da ich selber fast nur mit Festbrennweiten fotografiere, kann ich die beiden Thesen weder bestätigen noch wiederlegen.

Digitale Systemkamera mit Live-View und Infrarotfilter vor dem Sensor

Maximaler Bedienkomfort wird hier dank modernster Technik geboten. Voraussetzung ist, daß die Kamera mit einem Infrarotfilter vor dem Sensor umgebaut worden ist. Ob 630 nm, 700 nm oder 830 nm Infrarotfilter spielt bei der Aufnahme keine wesentliche Rolle.

Fuji X-E1 Infrarotumbau 830 nm
Fuji X-E1 Infrarotumbau 830 nm

Der fotografische Workflow ist wie bei einer herkömmlichen Kamera. Je nach Filter kann es sein, daß man etwas Lichtverlust um 1-2 Lichtwerte hat. Das kann man allerdings durch Anpassung der ISO nach oben fast immer ohne sichtbaren Qualitätseinbussen ausgleichen. Per Live-View kann man das mögliche Endergebnis bereits sehr gut beurteilen. Zumindest bei Schwarzweißaufnahmen. Bei Farbinfrarot sieht man zwar auch ein buntes Bild. Das entspricht allerdings nicht immer dem gewünschten Endergebnis. Das spielt allerdings keine Rolle, da farbige Infrarotaufnahmen in der Bildbearbeitung noch optimiert werden können. Um hier den maximalen Bearbeitungsspielraum nutzen zu können, sollte man die Aufnahmen immer im RAW-Dateiformat erstellen. Bei den meisten Systemkameras passt die Fokussierung und Belichtungsmessung auch meist für die Infrarotfotografie. Korrekturen sind meist keine oder nur in seltenen Fällen erforderlich.

Digitale Spiegelreflexkamera mit Infrarotfilter vor dem Sensor

Hat man mit einer digitalen Spiegelreflex nicht den gleichen Bedienungskomfort, als bei einer spiegellosen Digitalkamera? Nein. Das Spiegelsystem verhindert manch technische Möglichkeit. Voraussetzung ist auch hier der Umbau der Kamera. Sperrfilter entfernen und gegen einen Infrarotfilter austauschen. Die Entfernungsmessung funktioniert bei Spiegelreflexkameras meist nicht korrekt. Häufig muß man den ermittelten Entfernungswert manuell korrigieren, um scharfe Aufnahmen realisieren zu können. Wenige Objektive haben dafür einen Infrarotindex an der Entfernungseinstellung. Die heutigen Objektive in den seltensten Fällen. Ohne diesen Index muß man die Korrektur durch Testaufnahmen ermitteln. Dazu macht man verschiedene Aufnahmen mit unterschiedlicher Enfernungseinstellung auf ein Motiv. Die schärfste Aufnahme wird als Referenz ermittelt. Der Differenzweg wird an der Entfernungseinstellung in irgendeiner Form markiert. So kann man in den meisten Fällen die korrekte Schärfe schnell nachstellen. Im Nahbereich benötigt man meist eine abweichende Korrektur. Hier kann man genauso verfahren. Live-View ist bei den meisten digitalen Spiegelreflexkameras nicht als brauchbare Vorschau nutzbar. Hier ist mal wieder der Spiegel im Weg.

Digitale Kamera ohne Sperrfilter und ohne Infrarotfilter vor dem Sensor

Wenn man bei einer Digitalkamera in einer Fachwerkstatt den Sperrfilter entfernen lässt, ist der Sensor für kurze, mittlere und lange Lichtwellen empfindlich. Durch Vorsatzfilter vor dem Objektiv kann man bestimmte Lichtwellen sperren. So kann man die Kamera für unterschiedliche Infrarot-Wellebenbereiche flexibel nutzen. Der Filterwechsel kann in manchen Fällen als lästig empfunden werden. Will man alle Möglichkeiten ausnutzen, muß man immer die passenden Filter dabei haben.

Eine spiegellose Systemkamera mit Live-View hat hier die gleichen Vorteile wie bereits oben genannt. Ein digitale Spiegelreflexkamera hat die gleichen Nachteile bei der Entfernungseinstellung und Belichtungsmessung.

Digitale Kamera mit Sperrfilter und Infrarotfilter vor dem Objektiv

Jede digitale Kamera hat einen Sperrfilter vor dem Sensor, welcher bestimmte Lichtwellen, auch infrarote, sperren soll. Bei manchen Kameras gelangen dennoch ein Teil der infraroten Lichtwellen auf den Sensor. Um diese sichtbar zu machen wird ein Infrarotfilter vor dem Objektiv benötigt. Beide Filter zusammen schlucken allerdings sehr viel Licht, sodaß meist sehr lange Belichtungszeiten erforderlich sind. Ohne Stativ und Fernauslöser sind kaum noch verwacklungsfreie Aufnahmen möglich.

Kameras mit Live-View haben einen leichten Vorteil. Vorausgesetzt man kann an der Kamera mehrere volle Sekunden als Belichtungszeit voreinstellen. Die Fokussierung erfolgt am besten bevor man den Infrarotfilter vor das Objektiv setzt, da man so besser scharfstellen kann. Bildausschnitt auswählen. Infrarotfilter vor das Obektiv setzen. Bei spiegellosen Systemkameras passt die Belichtungsmessung mit Infrarotfilter ganz ordentlich. Bei einer Spigelreflexkamera ist fast immer eine Belichtungsreihe erforderlich. Hat man einmal die passenden Werte gefunden, kann man diese auf vergleichbare Lichtsituationen übernehmen. Im Sucher oder Display kann man die Aufnahme kontrollieren und bei Unter- oder Überbelichtungen mit Korrektur neu machen. In beide Fällen darf man sich nicht wundern, wenn die Aufnahmen einen Farbstich haben! Das ist bei den meisten Sensoren normal und kann durch Bildbearbeitung korrigiert werden.

In dieser Umsetzungsvariante empfiehlt es sich Testaufnahmen zu machen, welche man für spätere Motive und Lichtsituation als Referenz verwenden kann. Da dies bei jeder Kamera / Sensor abweichen kann, ist dies für effizienteres Fotografieren eine gute Basis.

Analoge Kamera mit Infrarotfilter

Umständlicher und zeitaufwändiger geht es kaum! Ohne Stativ und Fernauslöser sind kaum verwacklungsfreie Infrarotaufnahmen realisierbar. Ausnahme bei einigen unechten Infrarotfilmen, welche nur für den oberen Rotbereich bis ca. 700 nm oder weniger sensibisiert sind. Allerdings geht das zu Lasten eines abgeschwächten bis kaum wahrnehmbaren Wood-Effektes. Bildausschnitt wählen. Die Entfernung wird manuell ermittelt und per Infrarotindex und ausgesteten Wert korrigiert! Ohne diese Korrektur gibt es in den meisten Fällen unscharfe Fotos. Infrarotfilter vor das Objektiv setzen. Aufnahme machen. Der Ausschuß ist in der analogen Fotografie sehr hoch. Unscharfe und fehlbelichtete Aufnahmen kommen häufig vor.

Zusammenfassung

Auch auf die Gefahr, dass ich mich wiederhole. Eine spiegellose Systemkamera mit Live-View und Wechselobjektiven ist derzeit die beste Lösung. Ob ohne oder mit einem Infrarotfilter ist wieder von den gewünschten Bildergebnissen abhängig.

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