Analoge Infrarotfotografen dürften sich am meisten für das aktuelle Angebot an verfügbaren Filmmaterial interessieren? Der digitale Infrarotfotograf wiederum möchte gerne wissen, ob sich seine Kamera bzw. deren Sensor auch für die Infrarotfotografie eignet?
Beim analogen Medium Film ist die Auswahl recht übersichtlich geworden. Wobei es auch in der Blütezeit der analogen Fotografie meist nur eine kleine Auswahl an Infrarotfilmen gab. Für digitale Fotografen ist die Situation dagegen recht unübersichtlich. Ohne etwas Grundwissen und Austesten kommt man nur schwer zur Infrarotfotografie. Bei der digitalen Fotografie kommt es darauf an, in welcher Form man Infrarotfotografien umsetzen möchten. Viele Kameras sperren das Infrarotlicht durch einen Sperrfilter vor dem Sensor. Infrarotfotografie ist damit gar nicht oder nur mit sehr langen Belichtungszeiten realisierbar. Aber dazu später mehr.
Analoge Filme – Infrarotfilme
Infrarotfilme gab bzw. gibt es als Schwarzweißfilm und Farbfilm. Die Farbfilme werden wegen der verfälschten Farben auch Falschfarbenfilm genannt. Infrarotfilme sind für Lichtwellen bis 700 – 900 nm sensibilisiert.
Auch bei Infrarotfilmen findet man auf der Verpackung die Angabe einer Filmempfindlichkeit. Bei den meisten Filmen wird diese in der Praxis fast nie erreicht. Grund dafür sind die unterschiedlichsten Filter, die für Infrarotfotos verwendet werden können. Je höher der Filter Lichtwellen sperrt, desto dunkler ist der Filter und reduziert damit die Lichtmenge. In der Praxis muß man fast immer die korrekte Belichtung durch Testaufnahmen mit Belichtungsreihen austesten. Ein Display zur Kontrolle gibt es bei analogen Kameras noch nicht. Also geht mindetens ein Film für die Testaufanhmen drauf.
Bei den Infrarotfilmen unterscheidet man echte Infrarotfilme und solche mit erweiterter Rotempfindlichkeit bis maximal 700 nm. Der Vorteil von Filmen mit erweiterter Rotempfindlichkeit ist, daß die Lichtempfindlichkeit häufig der Realität entspricht. Der Nachteil ist, das die typischen Infraroteffekt, schwächer ausgeprägt ist. Filme mit erweiterter Rotempfindlichkeit werden in der Praxis auch in der Luftbildfotografie und Verkehrsüberwachung eingesetzt.
Für Infrarotfilme sollte man bei der Wahl der Kamera ein paar Punkte beachten. Die meisten analogen Kameras eignen sich dafür. Ausnahmen sind Kameras wo der Bildzähler per Infrarotlicht genutzt wird. Festbrennweiten eignen sich für die analoge Infrarotfotografie meist besser, da manche Reflektionen bei viellinsigen Zoom-Objektiven zu Fehlbelichtungen führen können. Auch hier gilt, am besten austesten.
Wenige Infrarotfilme haben keinen Lichthofschutz (Efke IR 820 Aura und Kodak HIE). Aus diesem Grund müßen diese Filme bei absoluter Dunkelheit in die Kamera eingelegt werden, da es sonst zu Vorbelichtungen kommen kann. Grund ist das hier Polyester statt Acetat als Filmträger genutzt wird. Polyester leitet Licht weiter. Warum gibt es dann solche Filme? Mit solchen Filmen kann man beim schwarzweißen Wood-Effekt Übertrahlungen erzielen, welche als traumhafte Stimmung gestalterisch genutzt werden können.
Die Verarbeitung von Infrarotfilmen muss in absoluter Dunkelheit erfolgen. Zu beachten ist, daß die Entwicklungsdosen nicht Infrarotdurchlässig sind. Am besten geeignet sind Entwicklungsdosen aus Edelstahl.
Echte Infrarotfilme über 780 nm
- Rollei Infrared 400 und 400S bis 820 nm mit ISO 400
- Kodak Aerochromchrome Infrared Fil 2443 bis 900 nm
Filme mit erweiterterter Rotempfindlichkeit unterhalb 780 nm
- Rollei Superpan 200 bis 750 nm mit ISO 200
- Rolle Retro 80S bis 750 nm mit ISO 100
- Ilford SFX 200 bis 740 nm mit ISO 200
- Rollei Retro 400S bis 730 nm mit ISO 400
- Kodak Hawkeye Überwachungsfilm 2485 bis 720 nm mit ISO 400
Digitaler Sensor für Infrarotfotografie
Im Prinzip habe ich die wesentlich Hinweise bereits im Kapitel Kamera für Infrarotfotografie beschrieben. Grundsätzlich ist fast jeder digitale Sensor auch für infrarote Lichtwellen sensibilisiert. Allerdings werden UV- und Infrarotlicht zum Großteil durch einen Sperrfilter vor dem Sensor ausgefiltert. Dennoch gibt es manche Kamera, wo noch etwas vom Infrarotlicht auf den Sensor gelangt. Man kann das mit einer Infrarotfernbedienung vom Fernseher testen. Allerdings benötigt man dafür auch einen Infrarotfilter vor dem Objektiv. Dieser sperrt die normalen Lichtwellen. Die Folge sind sehr lange Belichtungszeiten, die wiederum ein Stativ erfordern.
Im Internet kursieren zahlreiche Tipps zum Selbstumbau. Im Prinzip wird hier lediglich der Sperrfilter entfernt. Sobald man selber Hand anlegt, sollte einem bewusst sein, daß damit jegliche Herstellergarantie entfällt. Und um infrarote Fotos realisieren zu können, benötigt man auch noch einen Infrarotfilter vor dem Sensor oder vor dem Objektiv. Manche Werkstätten geben eine Garantie bei einer Umbaubeschädigung, die Kamera gegen eine Gleichwertige zu ersetzen. Eine Umbau-Werkstatt ist von Nikon authorisiert und gibt auf den Umbau bei bestimmten Nikon-Kameras eine Garantie.
Bei der Sony F828 kann man für Aufnahmen vom Nachthimmel den Sperrfilter wegklappen. Allerdings kann die Kamera dann nur mit offener Blende und fester Verschlußzeit auslösen. Somit eignet sich diese ältere Digitalkamera auch nur bedingt für eine flexible Infrarotfotogafie. Manche nutzen ein Magnet oder andere Basteleien um die Einschränkungen zu umgehen. Mir wären 8 Mio Pixel heutzutage für eine Digitalkamera dann doch zu gering in der Auflösung. Ich weiß, daß die Auflösung nur geringen Einfluß auf die Bildqualität hat. Aber das eingebaute Zoom-Objektiv schränkt die Möglichkeiten auch noch stark ein. Mal abgesehen von den technischen Einschränkungen, würde diese Kamera nicht meine aktuellen Anforderungen in der Auflösung und Auswahlmöglichkeiten der Objektive erfüllen. Mal abgesehen das es schwer sein dürfte auf dem Gebrauchtmarkt ein wenig gebrauchtes Gerät zu finden?
Viel komfortabler ist die Lösung durch einen Umbau. Für maximale Flexibilität kann man bei vielen Digitalkameras den Sperrfilter in einer Fachwerkstatt entfernen lassen. Durch unterschiedliche Filter vor dem Objektiv kann man die Kamera so für normale mittlere Lichtwellen nutzen. Und mit unterschiedlich starken Infrarotfiltern ist die Kamera für Infrarotaufnahmen in Farbe und Schwarzweiß einsetzbar. Ohne Vorsatzfilter kann man sie im UV-Lichtwellenbereich nutzen. Zwar sind so leichte Unschärfen möglich. Allerdings steigt die Lichtempfindlichkeit des Sensors um ein paar Lichtwerte an. Nachteil dieser Variante ist, daß man immer den passenden Vorsatzfilter dabei haben muß.
Mein persönlicher Favorit ist der Umbau der Kamera zur Infrarotkamera. Sperrfilter entfernen lassen. Infrarotfilter vor dem Sensor montieren lassen. Lediglich der Sperrbereich muß definiert werden. Ab 830 nm bekommt man reines Schwarzweiß. 630 – 750 nm sind für Schwarzweiß und Farb-Infrarot nutzbar. Optimal ist die Bedienung mit einer digitalen Systemkamera mit Live-View. Fokusierung und Belichtungskorrektur ist hier wegen der Technik nicht erforderlich. Mit dem Live-View sieht kann man das Ergebnis vor der Aufnahme beurteilen. Mehr Komfort geht derzeit nicht.
Zusammenfassung
Analog werden derzeit noch ein paar Filme angeboten. Beim Handling ist wesentlich mehr zu beachten als bei der digitalen Infrarotfotografie. Die Filmentwicklung macht man besser selbst, um so das Ergebnis optimal steuern zu können.
Mit einer digitalen Systemkamera mit Live-View hat man derzeit den maximalen Bedienungskomfort in der Infrarotfotografie. Im Prinzip ist damit das Fotografieren wie mit einer herkömmlichen Kamera. Dank dem Live-View sieht man das Ergebnis bereits vor der Aufnahme. Dank der Kameratechnik sind beim Fokussieren keine Korrekturen erforderlich.