Infrarotfotografie in Schwarzweiß oder Farbe?

Bereits im Artikel über die Geschichte der Infrarotfotografie habe ich über die Chronologie beider Formen berichtet. 1910 wurde die erste Infrarotaufnahme veröffentlicht. Diese war in Schwarzweiß. Erst in den 60er Jahren gab es den ersten Infrarotfilm für Farbaufnahmen. Dieser wurde auch umgangssprachlich als Falschfarbenfilm genannt.

Wenn man die analogen farbigen Infrarotaufnahmen mit den digitalen von heute vergleicht, gibt es doch einen gewaltigen Unterschied. Digitale Infrarotfotos sehen selten solchen aus der Analogfotografie ähnlich. Woran liegt das?

In der digitalen Infrarotfotografie versucht der Fotograf mit der Bildbearbeitung seine Vorstellung umzusetzen. Das war analog kaum möglich. Die Anwendung von Kanaltausch und anderen Bildbearbeitungstechniken, erlauben dem Anwender eine viel kontrolliertere Steuerung der Farben. Sowohl die Farbauswahl als auch die Sättigung kann man in der Bildbearbeitung sehr dosiert einsetzen und anwenden. Kein Wunder das heutige Farb-Infrarotaufnahmen so viel anderes als in den 60er und 70er Jahren aussehen. Auch hier gilt, daß weniger oft mehr ist. Manchmal wird minimalistisch nur eine Farbe dargstellt. Ein blauer Himmel und der Rest in Schwarzweiß. Ein anderes Mal wird durch einen weiteren Farbakzent ein Motiv plakativ hervorgehoben. Mich erinnern viele der heutigen Farb-Infrarotbilder an handkolorierte Schwarzweißaufnahmen aus der analogen Zeit. Nur der Weg zum fertigen Bild ist ein anderer.

Mir persönlich gefallen die jüngeren modernen, oft auf ein oder zwei Farben reduierzten Farb-Infrarotaufnahmen recht gut. Manche finde ich auch super. Vor allem wenn eine Farbe ein Motiv regelrecht in Szene setzt. Wenn mein Blick regelrecht durch die Farbe auf dem Hauptdarsteller zusteuert und dort kleben bleibt. Solche Bilder sind mit einem Infrarotfilter wie 700 nm oder um den Bereich herum realisierbar. Die Farbe wird dezenter wiedergegeben. Allerdings muß man hier oft auch Zeit in die Bildbearbeitung stecken, um zum Ergebnis der eigenen Vorstellungen zu kommen. Gute Kenntnisse in Photoshop sind hier von Vorteil. Ohne diese Kenntnisse wird es schwer, das gewünschte Bildergebnis zu erzielen.

Wer mehr oder kräftigere Farben möchte, nimmt einen leichteren Infrarotfilter wie z.b. 630 nm. Dieser lässt noch einiges an Farbe durch. Im Mix mit den infraroten Lichtwellen ergibt das oft veränderte Farbtöne. Die Bilder kommen den analogen Farb-Infrarotfilmen am nächsten. Aber auch hier hängt das Ergebnis stark von der Bildbearbeitung ab.

Ich persönlich mache derzeit keine farbigen Infrarotfotos. Mein zeitliche Kapazitäten sind limitiert. Andere Fotothemen nehmen in diesem Zeitrahmen einen höheren Stellenwert ein. Meine Fotoausrüstung wird durch den Verkauf von Bildhonoraren subventioniert. Dadurch ist die erste Priorität bei mir die Produktfotografie. Damit verdiene ich in meiner Freizeit Geld. Den Erlös stecke ich in neue Fototechnik. Die zweite Priorität hat bei mir die Landschaftsfotografie. Diese betreibe ich überwiegend im Urlaub und manchmal auch vor der Haustür. Auch solche Bilder lassen sich über Bildagenturen vermarkten. Gefragte sind allerdings Produktfotos. Die dritte Priorität hat die Makrofotografie. Wobei diese auch Teil der Produktfotografie sein kann. Zum Ausgleich darf aber auch mal ein Insekt als Motiv herhalten. Aber zur Makrofotografie komme ich auf Grund der ersten beiden Prios kaum. Und danach kommt die Infrarotfotografie. Sozusagen die vierte Priorität. Allerdings kombiniere ich Landschaftsfotografie und Infrarotfotografie häufig. Gerade im Sommer bieten sich Landschaftsfmotive auch sehr gut als Infrarot-Motiv an.

Und damit habe ich auch schon die Überleitung zur Schwarzweiß-Infrarotfotografie gefunden. Ich fotografiere derzeit ausschließlich in Schwarzweiß. Warum habe ich in diesem Artikel bereits beschrieben. Für mich ist das die Urform der Infrarotfotografie. Diese mimimalistische Wiedergabe gefällt mir sehr gut.

Die rein schwarzweiße Infrarotfotografie kann man mit Infrarotfilter 830 nm oder höher umsetzen. Stärkere Filter bringen allerdings meist keine besseren Ergebnisse, da diese auch einen Teil der infraroten Lichtwellen sperren. Bei vielen Digitalkameras kann es trotz des Infrarotfilters einen leichten Farbstich geben. Der lässt sich mit Lightroom, Camera RAW, Photoshop oder vergleichbarer Software einfach entfernen. Auch bei schwarzweißen Infrarotfotos muß man meist die Bilder nachbearbeiten. Bei mir sind diese meist zu flau im Kontrast. Da man auf Farbe verzichtet, ist der Zeitaufwand bei der Bildbearbeitung wesentlich schneller möglich.

Feldweg mit Pfütze Schwarzweiß-Infrarot
Feldweg mit Pfütze Schwarzweiß-Infrarot

Damit die Bearbeitung der Rohdatei einfach bleibt, habe dazu in Lightroom ein Preset erstellt. Meine ersten Aufnahmen mit der Fuji X-E1 habe ich so bearbeitet, daß es wie ein gutes Schwarzweiß-Infrarotfoto aussieht. Diese Bearbeitung habe ich als Preset gespeichert. Wenn ich nun neue Bilder von der Kamera in Lightroom importiere, wende ich das Infrarot-Preset an. Die Bilddateien werden gleich beim Import automatisch bearbeitet. Bei Infrarot passt diese Grundeinstellung meist nicht für alle Aufnahmen. Dennoch spare ich mir viel Zeit, da die Nachbesserungen meist im geringen Umfang sind. So habe ich meist nach wenigen Minuten ein perfektes Schwarzweiß-Infrarotfoto. Bei Serien geht es meist noch schneller, da ich die erste Bearbeitung für die Serie übernehmen kann.

Wie man sieht, kann man den Workflow sehr zeitsparend halten. Grundlage dafür ist eine umgebaute Systemkamera mit Live-View und ein Preset für die Grundentwicklung bzw. Grundeinstellung in der Bildbearbeitung. Theoretisch ist das auch in der Farb-Infrarotfotografie denkbar. Allerdings sind durch die verschiedenen Farben die Kombinationsmöglichkeiten viel größer. Da wird man häufig eine bestimmte Farbkombination umsetzen wollen. Dies wiederum kann zu zeitaufwändigeren Bearbeitungszeit führen. Dennoch möchte ich hier keinen von der Farb-Infrarotfotografie abschrecken. Wem diese Variante gefällt, wird dies gerne umsetzen wollen.

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